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0_1Das Universale Haus der Gerechtigkeit0_2Riḍván 19900_3An die Bahá’í der Welt0_4Innig geliebte Freunde,1nachdem wir ein Jahr großer Leistungen vollendet haben, stehen wir an der Schwelle des letzten Jahrzehnts dieses strahlenden zwanzigsten Jahrhunderts und sehen uns einer unmittelbaren Zukunft von unerhörten Herausforderungen und blendenden Möglichkeiten gegenüber. Die Geschwindigkeit der Ereignisse während des letzten Jahres ist ein Hinweis auf die Beschleunigung, während sich der hundertste Jahrestag des Aufstieges Bahá’u’lláhs nähert, der geistigen Kräfte, die durch die Ankunft Seiner umwälzenden Mission befreit wurden. Es ist eine Beschleunigung, die in ihrer Plötzlichkeit und ihrem umfassenden umgestaltenden Eindruck auf das soziale Gedankengut und auf politische Einheiten Hochgefühle erweckt hat im Hinblick auf die unmittelbaren Auswirkungen sowie Gefühle der Verwirrung über ihre wahre Bedeutung und den vorherbestimmten Ausgang, welche die erstaunten Herausgeber einer führenden Zeitung, die keine Erklärung dafür finden konnten, veranlaßten, sie dem Wirken einer „Unsichtbaren Hand“ zuzuschreiben.2Für die Anhänger Bahá’u’lláhs in der ganzen Welt kann kein Zweifel über den Göttlichen Ursprung noch über die klaren Zielsetzungen dieser außerordentlichen Ereignisse bestehen. Wir wollen uns deshalb über die wunderbaren Zeichen der Wohltätigkeit von Gottes überfließender Gnade freuen. Das am letzten Ridván berichtete hohe Maß von Lehrarbeit und Aufnahmen in den Glauben wurde beibehalten, und neue Gebiete des Lehrens wurden von Osteuropa bis an das Chinesische Meer erschlossen. Mit der Niederlassung von zwei Rittern Bahá’u’lláhs auf der Insel Sachalin in den letzten Wochen, ist das letzte Gebiet, das von Shoghi Effendi in seinem Zehnjahresweltplan erwähnt wurde, in das Bahá’í-Gemeinwesen eingetreten. Die Wiederbildung des örtlichen Geistigen Rates von ’Ishqábád, die kürzliche Wahl des Rates von Cluj in Rumänien, der erste neue Rat im „Ostblock“, die Wiedererrichtung und Bildung von örtlichen Geistigen Räten in anderen Teilen der Sowjetunion und in anderen Ländern Osteuropas zu diesem Ridván all diese Leistungen und unmittelbaren Aussichten bestätigen unsere Ankunft an einem bedeutungsvollen Meilenstein in der vierten Epoche des Gestaltenden Zeitalters. Die Verwaltungsordnung umfaßt nun eine Gemeinde von größerer Verschiedenheit als je zuvor. Es sind solche ungeheuren Ereignisse, die unsere kürzliche Ankündigung eines zusätzlichen Zweijahres Lehrplanes veranlaßten, der nun offiziell begonnen hat und den wir ihrer ungeteilten und aktiven Aufmerksamkeit empfehlen.3Wie verblüffend, wie weitreichend waren die Tätigkeiten, welche die Gemeinde in der Kürze eines Jahres bis zu diesem Stand in ihrer Entwicklung vorangetrieben haben! Wenn wir über die Wunder von Bahá’u’lláhs Bestätigungen nachdenken, wenden sich unsere Herzen in Liebe und Hochachtung überall den Händen der Sache Gottes zu, die als Bannerträger jener Gemeinde stets ihr helles Wahrzeichen der Dunkelheit der Zeiten entgegenhielten. Mit einem unbezähmbaren Geist beharren sie in der Erfüllung, unter allen Umständen und wo immer sie sein mögen, ihrer Gott gegebenen Aufgaben, ihre weit verstreuten, rasch sich vermehrenden Mitglieder anzuregen, zu erleuchten und zu beraten. Angesichts der neuen Lage in der Bahá’í-Welt machen wir uns die Freude, einige der Gelegenheiten der Verbindung von Händen der Sache mit den Entwicklungen in Europa und Asien im letzten Jahr zu erwähnen. ‘Amatu’l-Bahá Rúhíyyih Khánum vertrat während einer ausgedehnten Reise in den Fernen Osten das Universale Haus der Gerechtigkeit bei der Bildung des Nationalen Geistigen Rats von Macau, verbrachte einige Zeit bei dem Ritter Bahá’u’lláhs in der Mongolei, wo anschließend die erste einheimische Bewohnerin ihren Glauben an Bahá’u’lláh erklärte, und widmete den Freunden in verschiedenen Teilen der Volksrepublik China viel Aufmerksamkeit, wo ihr Film „Die Grünlicht Expedition“ (Greenlight Expedition) im Fernsehen gezeigt wurde. Herr Collis Featherstone wandte große Energie auf, die lang leidenden Freunde im kriegsverwüsteten Vietnam zu stärken. In diesem Augenblick besucht Herr ’Alí-Akbar Furútan die UdSSR, die er während der Verfolgung des Glaubens dort verlassen mußte; nun ist er in der siegreichen Erfüllung eines Wunsches dorthin zurückgekehrt, den unser geliebter Hüter vor rund sechzig Jahren ihm gegenüber zum Ausdruck brachte.4Noch sind die Berateramtsmitglieder des Internationalen Lehrzentrums langsam gewesen, auf die Möglichkeiten zu reagieren, das nun in allen Gebieten der Welt offenbar gewordene Klima des Fortschritts zu pflegen. Durch eine einheitliche Schau des Wachstums, zu der sie die Kontinentalen Beraterämter aufgerufen haben und mit ihnen ihre fähigen, hart arbeitenden und aufopferungsvollen Hilfsämter, kann ein neues Leben in der Ausbreitung und Festigung des Glaubens in der ganzen Welt gespürt werden. Die Kontinentalen Berater verdienen die tiefe Dankbarkeit der gesamten Bahá’í-Gemeinde, nachdem sie sich dem Ende ihrer laufenden fünfjährigen Amtszeit nähern, die durch ihre hervorragenden Dienste ausgezeichnet ist.5Genau wie die Gemeinde ihre innere Verflechtung ausgebreitet hat, hat sie auch ihre äußeren Beziehungen, ihren Einfluß und ihre Anziehungskraft auf verschiedene Weise ausgedehnt, von denen manche in ihrer Breite und in ihren Möglichkeiten Erstaunen hervorrufen. Einige Beispiele mögen genügen: durch das neu geschaffene Umweltbüro hat die Internationale Bahá’í-Gemeinde aus eigener Initiative und in Zusammenarbeit mit anderen Umweltorganisationen das jährliche Welttreffen der Forstcharta wieder eingeführt, das 1945 von dem bekannten Richard St. Barbe Baker gegründet wurde; seitdem wurde das Umweltbüro eingeladen, an wichtigen Veranstaltungen teilzunehmen, die von internationalen mit Umweltfragen befaßten Organisationen unterstützt werden. Die Internationale Bahá’í-Gemeinde ist an der Arbeit des Sonderausschusses zur Beseitigung des Analphabetentums unter der Schirmherrschaft der UNESCO beteiligt und ihr Vertreter wurde gebeten, an der in Thailand stattgefundenen Weltkonferenz eine Anzahl von sehr ins Auge fallenden und wichtigen Aufgaben zu übernehmen, die der Bahá’í-Gemeinde Bedeutung verliehen. Mit der Ermutigung eines erfahrenen Regierungsbeamten von Fiji wurden Schritte unternommen, in Suva ein Zweigbüro des Büros der Internationalen Bahá’í-Gemeinde für die Vereinten Nationen im pazifischen Raum zu schaffen. Die Universität von Maryland in den Vereinigten Staaten verkündete ihren Beschluß, einen „Bahá’í-Lehrstuhl für den Weltfrieden“ an ihrem Zentrum für Internationale Entwicklung und Konfliktbewältigung zu errichten, was Veranlassung geben wird für ein großes Anwachsen der akademischen Bemühungen, die Sache Bahá’u’lláhs zu prüfen. Beinahe zur gleichen Zeit gab der Nationale Geistige Rat von Indien bekannt, daß eine Übereinkunft erzielt wurde, einen Lehrstuhl für Bahá’í-Studien an der Universität von Indore zu schaffen.6Die fortdauernden Bemühungen, die Befreiung der Bahá’í in Iran zu erreichen, haben ein neues Stadium erreicht. Zum ersten Mal war es einem Vertreter der Vereinten Nationen möglich, offiziell auf iranischem Boden mit einem Vertreter der geächteten Bahá’í-Gemeinde zusammenzutreffen. Das Ergebnis wurde in einem Bericht an die Kommission für Menschenrechte der Vereinten Nationen festgehalten, bei deren kürzlicher Sitzung in Genf wieder ein Beschluß über Iran, der die Bahá’í erwähnt, angenommen wurde. In einer gleichlaufenden Aktion von weitreichender Bedeutung hat das Abgeordnetenhaus der Vereinigten Staaten einstimmig einen Beschluß angenommen, der zur Befreiung der iranischen Bahá’í-Gemeinde aufruft und Schritte darlegt, die zur Erreichung dieses Zieles von der Regierung der Vereinigten Staaten unternommen werden müssen; ein ähnlicher Beschluß liegt dem Senat vor.7Im Heiligen Land erhielten die Vorbereitungen für die Ausführung der Bauprojekte auf dem Berge Karmel einen deutlichen Auftrieb. Anlaß für eine tiefe Befriedigung ist, daß am Vorabend von Naw-Rúz die Stadtbezirks Planungskommission nach schwierigen und vielseitigen Verhandlungen entschied, den vom Bahá’í-Weltzentrum unterbreiteten Plan zu genehmigen. Damit ist der Weg freigemacht für die endgültige Erteilung der Baugenehmigungen.8Geliebte Freunde: nur zwei Jahre trennen uns vom Abschluß des Sechsjahresplanes und vom Beginn des Heiligen Jahres an Ridván 1992, jener besonderen Zeit, wenn wir innehalten werden, um die ungestüme Aufzeichnung der Ereignisse zu würdigen, die uns zur Jahrhundertfeier des Aufstieges Bahá’u’lláhs gebracht haben, und um mit entsprechender Feierlichkeit über den erlösenden Lebenszweck des kostbarsten Wesens nachzudenken, das je auf diesem Planeten geatmet hat.9In Erwartung dieses Höhepunktes in der Bahá’í-Geschichte wurden Pläne für zwei große Weltereignisse in Angriff genommen: einer betrifft die Zusammenkunft einer möglichst breiten Vertretung von Gläubigen im Heiligen Land vom ganzen Erdball kommend, um an einer würdigen Gedenkfeier dieser schmerzvollen Vollendung in der Nachbarschaft des Heiligsten Schreines teilzunehmen. Ein Bestandteil dieser Gedenkfeier, symbolisch für den jenseitigen und siegreichen Einfluß von Bahá’u’lláhs befreitem Geist, wird die Unterbringung eines Behältnisses unter dem Boden beim Eingangstor zu Seinem Schrein sein, das die ausgeschmückte Ehrenrolle der Ritter Bahá’u’lláhs enthält, eine Aufzeichnung, die von Shoghi Effendi während seines Zehnjahresplanes begonnen wurde, jene beherzten Seelen betreffend, die sich erhoben, um im Namen ihres Herrn in jenem Plan erwähnte jungfräuliche Gebiete zu erobern. Damit wird eine von Shoghi Effendi selbst ausgedrückte Absicht nach beinahe vier Jahrzehnten zu einem würdigen Abschluß gebracht werden. Die noch lebenden Ritter Bahä’ulllähs werden eingeladen werden, um diesem Vorgang beizuwohnen.10Das andere Ereignis wird der Bahá’í-Weltkongreß sein, um die Einsetzung des Bündnisses vor einem Jahrhundert zu feiern, das von Bahá’u’lláh der Nachwelt hinterlassen wurde als unverrückbares Mittel, die Einheit und Unversehrtheit Seiner weltumfassenden Ordnung sicherzustellen. Er wird im November 1992 in New York einberufen werden, der Ort, der vom Ihm als Stadt des Bündnisses bezeichnet wurde, der Sein ernannter Mittelpunkt ist und der voraussah, daß „New York eine gesegnete Stätte werden wird, von welcher der Ruf nach Standhaftigkeit im Bündnis und im Testament Gottes nach allen Teilen der Welt ausgehen wird.“11Entsprechende Veranstaltungen auf örtlicher und nationaler Ebene werden mit diesen zwei Hauptereignissen in Verbindung stehen, um den innersten Gefühlen der Bahá’í Ausdruck zu verleihen und um der Öffentlichkeit von der inhaltsschweren Tatsache der Erscheinung des Herrn des Bündnisses in der Welt sowie von den Zielen und Werken Seiner erhabenen Mission einen Eindruck zu vermitteln. Tatsächlich sind bereits Pläne in Bearbeitung für die Durchführung eines intensiven Feldzuges, um den ganzen Erdball mit Seinem Namen zu schmücken.12Die Freunde müssen sich nun überall auf die Bedeutung dieser zwei Jahrestage einstimmen. Sie müssen durch Gebet und Studium der Schriften geistig vorbereitet sein, um eine tiefere Würdigung der Stufe und Absichten Bahá’u’lláhs sowie der grundlegenden Bedeutung Seines mächtigen Bündnisses zu gewinnen. Solch eine Vorbereitung steht im innersten Kern ihrer Bemühungen, eine Wandlung in ihrem eigenen und gemeinschaftlichen Leben herbeizuführen. Laßt alle Freunde, jeden Mann, jede Frau und jeden Jugendlichen, durch die hohe Qualität ihres Innenlebens und ihres persönlichen Charakters den geeinten Geist ihrer Verbindung miteinander, die Rechtschaffenheit ihres Verhaltens gegenüber allen und die Vortrefflichkeit ihrer Taten beweisen, daß sie zu einer wirklich erleuchteten und beispielhaften Gemeinde gehören; daß ihr über alles Geliebter, dessen Aufstieg sie gedenken, Sein Leben auf Erden nicht umsonst erlitten hat. Laßt diese Ausrüstung das Maß für ihre Bemühungen sein, Seine Sache zu lehren, das Merkmal ihrer Huldigung an den König der Könige.13Unsere lieben und geschätzten Mitarbeiter: es ist eine solche Zeit der tiefsten Vorausahnung für uns, daß die Weltgesellschaft sich in einem kritischen Abschnitt ihres Übergangs zu dem Charakter befindet, den der Herr des Zeitalters für sie vorgesehen hat. Die Winde Gottes stürmen weiter und blasen alte Systeme um, womit sie der tiefen Sehnsucht nach einer Neuordnung der menschlichen Angelegenheiten Dringlichkeit verleihen und den Weg auftun für das Hissen des Banners Bahá’u’lláhs in Ländern, aus denen es bis jetzt verbannt war. Die Geschwindigkeit der Änderungen erweckt Erwartungen, die unsere Träume im letzten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts anregen. Die Situation ist gleichzeitig ein strahlendes Vorzeichen und eine gewichtige Herausforderung.14Die grundlegende Wandlung im Aufbau der heutigen Gesellschaft ist bedeutungsvoll, da sie die Erreichung des Geringeren Friedens beinhaltet. Wie hoffnungsvoll die Zeichen auch sein mögen, können wir doch nicht vergessen, daß die dunkle Wegstrecke dieses Zeitalters des Überganges noch nicht völlig durchquert wurde, sie ist noch immer lang, schlüpfrig und mühevoll. Denn Gottlosigkeit ist weitverbreitet, und der Materialismus greift um sich. Nationalismus und Rassismus treiben ihren Verrat im menschlichen Herzen, und die Menschheit ist blind für die geistigen Grundlagen der Lösung ihrer wirtschaftlichen Nöte. Für die Bahá’í-Gemeinde ist die Situation eine besondere Herausforderung, denn die Zeit läuft ab, und wir haben schwerwiegende Verpflichtungen einzuhalten. Davon sind die nächstliegenden: erstens, die Sache Gottes zu lehren und ihre göttlich verordneten Institutionen überall in der Welt mit Weisheit, Mut und Dringlichkeit aufzubauen, und zweitens, auf dem Berge Karmel den Bau der Terrassen beim Schrein des Báb und der übrigen Gebäude am Bogen des administrativen Weltzentrums des Glaubens fertigzustellen. Die erste verlangt entschlossenes, von allen getragenes und zuversichtliches Handeln von seiten der einzelnen Gläubigen. Die zweite bedarf der großzügigen Spende von Geldern. Beide sind innig miteinander verflochten.15Während der letzten zwei Jahre sind beinahe eine Million Seelen dem Glauben beigetreten. Die sich mehrenden Gelegenheiten des Gruppenbeitritts an verschiedenen orten haben zu diesem Wachstum beigetragen, und haben damit die Aufmerksamkeit auf Shoghi Effendis Vision gezogen, die unsere Vorstellungen von glorreichen zukünftigen Möglichkeiten auf dem Lehrgebiet formt. Denn er hat uns versichert, daß der Vorgang des „Gruppenbeitrittes von Menschen verschiedener Nationalität und Rasse zur Bahá’í-Welt ... das Vorspiel sein würde für jene lang erwartete Stunde, wenn eine Massenbekehrung von seiten jener Nationen und Rassen und als unmittelbares Ergebnis einer Kette von Ereignissen, bedeutungsvoll und möglicherweise katastrophal ihrer Natur nach, von denen wir bis jetzt noch nicht einmal eine vage Vorstellung haben können, die Geschicke des Glaubens plötzlich umwälzen, das Gleichgewicht der Welt stören und die zahlenmäßige Stärke sowie die materielle Kraft und geistige Autorität des Glaubens Bahá’u’lláhs tausendfach anwachsen läßt.“ Wir sind voller Ermutigung zu glauben, daß Aufnahmen in großem Umfang zunehmen werden, die ein Dorf nach dem anderen, eine Stadt nach der anderen von einem Land zum anderen betreffen. Doch es steht uns nicht zu, untätig die endliche Erfüllung von Shoghi Effendis Vision abzuwarten. Wir wenigen müssen, indem wir unsere ganze Hoffnung in die Vorsehung Gottes legen und die Herausforderungen, denen wir uns gegenübergestellt sehen, als göttliches Vorrecht betrachten, zum Sieg voranschreiten mit den Plänen in unserer Hand.16Eine Erweiterung der Gedanken und Tätigkeiten in verschiedenen Aspekten unserer Arbeit würde unsere Erfolgsaussichten vergrößern, unsere früher erwähnten Verpflichtungen zu erfüllen. Da Veränderung, eine immer schnellere Veränderung ein gleichbleibender Wesenzug des gegenwärtigen Lebens ist, und da unser Wachstum, unsere Größe und unsere äußeren Beziehungen uns viel abverlangen, muß unsere Gemeinde bereit sein sich anzupassen. In gewissem Sinne bedeutet dies, daß sie geschickter werden muß, ein weites Gebiet von Tätigkeiten zu betreuen, ohne daß sie dabei die Konzentration auf die Hauptziele der Lehrarbeit, nämlich Verbreitung und Festigung, verliert. Eine Einheit in der Mannigfaltigkeit der Tätigkeiten wird benötigt, ein Zustand, bei dem sich verschiedene Menschen auf verschiedene Aufgaben konzentrieren und die heilsame Auswirkung im ganzen auf das Wachstum und die Entwicklung des Glaubens zu würdigen wissen, denn eine Person kann nicht alles tun und alle Personen können nicht das gleiche tun. Dies Verständnis ist wichtig für die Reife, welche die Gemeinde aufgrund der vielfältigen Anforderungen, die an sie gestellt werden gezwungen ist zu erreichen.17Die von Bahá’u’lláh gebrachte Ordnung ist dazu bestimmt, den Fortschritt der Gesellschaft anzuleiten und ihre Probleme zu lösen. Unsere Zahl ist noch zu klein, als daß sie ein angemessenes Bild der Möglichkeiten bieten könnte, welche dem administrativen System innewohnen, das wir aufbauen, und die Wirksamkeit dieses Systems wird nicht ohne eine große Ausdehnung unserer Mitgliedschaft geschätzt werden können. Bei der jetzt vorherrschenden Lage in der Welt wird die Notwendigkeit einer solchen Demonstration immer dringender. Es ist nur zu offensichtlich, daß selbst diejenigen, die gegen die Mängel der alten Ordnung aufbegehren und sie am liebsten niederreißen würden, selbst irgendeiner gültigen Alternative beraubt sind, die sie an ihre Stelle setzen könnten. Da die administrative Ordnung dazu bestimmt ist, ein Modell für die zukünftige Gesellschaft zu sein, wird das Sichtbarwerden eines solchen Modells ein Hoffnungszeichen für diejenigen sein, die am Verzweifeln sind.18So weit ist es uns gelungen, eine beachtliche Mannigfaltigkeit in der großen Anzahl von ethnischen Gruppen, die im Glauben vertreten sind, zu erzielen, und es sollte alles getan werden, um dies durch vermehrte Beitritte aus bereits vertretenen Gruppen zu stärken und durch die Anziehung von Mitgliedern solcher Gruppen, die bis jetzt noch nicht erreicht werden konnten. Es gibt jedoch noch eine andere Kategorie der Mannigfaltigkeit, die wir aufbauen müssen, und ohne die der Glaube nicht imstande sein wird, den Verpflichtungen angemessen zu entsprechen, die ihm auferlegt wurden. Seine Mitgliedschaft muß nun, unbeachtet der ethnischen Verschiedenartigkeit, eine wachsende Zahl von Menschen mit Befähigung umfassen, einschließlich solcher Personen, die Leistung und Bedeutung auf den verschiedenen Gebieten menschlichen Bemühens vorweisen können. Eine beachtliche Anzahl solcher Personen aufzunehmen ist ein unerläßlicher Aspekt der Lehrarbeit in der Breite, ein Aspekt, der nicht länger mehr vernachlässigt werden darf und der bewußt und wohlüberlegt in unsere Lehrarbeit einbezogen werden muß, um ihre Grundlage zu verbreitern und den Vorgang des Gruppenbeitrittes zu beschleunigen. So wichtig und an der Zeit ist die Notwendigkeit des Tätigwerdens in dieser Angelegenheit, daß wir uns veranlaßt sehen, die Kontinentalen Berater und Nationalen Geistigen Räte aufzurufen, ihr bei ihren Beratungen und Plänen ernsthafte Aufmerksamkeit zu schenken.19Die Angelegenheiten der Menschheit haben ein Stadium erreicht, in dem immer mehr Anfragen an unsere Gemeinde gerichtet werden um Hilfe durch Rat und praktische Maßnahmen, um kritische soziale Probleme zu lösen. Dies ist ein Dienst, den wir gerne leisten, aber es bedeutet, daß unsere örtlichen und Nationalen Geistigen Räte sich gewissenhafter an die Grundregeln halten müssen. Mit der wachsenden öffentlichen Aufmerksamkeit, die sich auf die Sache Gottes richtet, wird es für Bahá’í-Institutionen eine zwingende Notwendigkeit, ihr Verhalten und Vorgehen zu verbessern durch eine engere Anbindung an die grundlegenden Wahrheiten des Glaubens, durch größere Übereinstimmung mit dem Geist und der Form der Bahá’í-Administration und durch ein geschärftes Vertrauen in die wohltuende Wirkung richtiger Beratung, damit die von ihnen geführten Gemeinden ein Lebensmodell widerspiegeln, das den enttäuschten Mitgliedern der Gesellschaft Hoffnung bietet.20Daß es Andeutungen gibt, daß der Geringere Friede nicht allzu weit entfernt sein kann, daß die örtlichen und nationalen Institutionen der administrativen Ordnung ständig an Erfahrung und Einfluß gewinnen und daß sich die Pläne für die Errichtung der noch verbleibenden administrativen Gebäude am Bogen in einem fortgeschrittenen Zustand befinden, daß diese hoffnungsvollen Bedingungen die Gestaltung jener dynamischen, von Shoghi Effendi vorausgeschauten gleichzeitigen Abläufe sichtbar werden lassen, kann kein ehrlicher Beobachter in Abrede stellen.21Als eine Gemeinde, die eindeutig bei der Vorhut der sich auf diesem Planeten am Werk befindlichen aufbauenden Kräfte steht, und als eine, die Zugang zu erwiesenem Wissen hat, soll man uns bei unseres Vaters Arbeit finden. Er wird auf Seinem glorreichen Zufluchtsort in der Höhe großzügige Ausgießungen Seiner Gnade auf unsere bescheidenen Bemühungen herabsenden und uns mit den unermeßlichen Siegen Seiner erobernden Kraft erstaunen. Um die unaufhörlichen Segensgaben eines solchen Vaters werden wir weiterhin für jeden einzelnen von Ihnen an der Heiligen Schwelle flehen.21_5[gezeichnet: Das Universale Haus der Gerechtigkeit]
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